Frauen kochen anders – Interview mit der Starköchin Sarah Wiener

Gentili lettrici e lettori,

pubblichiamo qui la versione tedesca dell’intervista a Sarah Wiener, curata dalla redattrice Anna-Lena Panten.

Am 6. Februar wurde in der italienischen Botschaft eine Veranstaltung im Rahmen der Fruit Logistica organisiert, auf der verschiedene kulinarische Produkte Italiens der deutschen und italienischen Presse vorgestellt wurden. 

Für die Verarbeitung der Zutaten zu einem exklusiven Abendessen sorgte die Starköchin Sarah Wiener, welche sich in einem Interview mit dem Chefredakteur des il nuovo Berlinese Emilio Esbardo zu einigen Fragen äußerte.  Überarbeitet wurde dies von Anna-Lena Panten aus der deutschen Redaktion.

Ist Kochen Kultur?

Kochen ist die erste kulturelle Leistung der Menschheit überhaupt. Mit dem Kochen fing Kultur überhaupt erst an, insofern lässt sich diese Frage ganz leicht in einem Satz beantworten.

Stört es Sie nicht, dass es meistens Männer sind, die als Starköche Erfolg haben?

Wir wissen, dass 99% der Frauen auf der Erde jeden Tag kochen. Aber es ist so wie überall, wenn es Geld gibt und Ruhm und Ehre, dann können die Männer auf einmal auch kochen. Dann kochen sie auch gerne. Für die Familie, als Pflicht jeden Tag, kochen Männer nicht so gerne. Am Wochenende für den Chef mit dem teuren Messerset kochen sie schon gerne. Allerdings muss ich sagen, ich habe in Sizilien lauter kochende Männer getroffen die ihre Familien bekocht haben. Offenbar gibt es in Italien Regionen, wo Männer wirklich jeden Tag kochen und gerne kochen, kreativ kochen, weil kochen etwas sehr kreatives und befriedigendes ist und kluge Männer zu Hause kochen, weil es Spaß macht. Aber natürlich stehen in der Öffentlichkeit dann wieder nur Männer, obwohl die Frauen immer kochen. Aber es ärgert mich auch, dass es so wenige Politikerinnen gibt, die an der Macht sind, so wenige Unternehmerinnen, so wenig Vorstandsvorsitzende.

Sarah Wiener - Foto: Emilio Esbardo

Kochen Frauen anders als Männer?

Es gibt immer Männer die anders kochen als andere Männer und Frauen die anders kochen als andere Frauen.  Trotzdem würde ich sagen, dass Frauen anders kochen. Frauen müssen jeden Tag kochen und sie wollen effizient kochen, sie wollen schnell kochen, sie wollen der Familie Liebe transportieren. Und Männer wollen meistens mit dem Kochen zeigen, dass sie besonders originell sind, besonders raffiniert kochen, besonders spezialisiert. Männer wollen nicht so gerne mit anderen kochen, sondern als Vorbild beim Kochen gelten. Frauen kochen lieber mit anderen, das ist meine Idee.

Was denken sie über kulinarische Kino bei der Berlinale?

Ich finde das toll. Dass man Filme zeigt, die mit Essen zu tun haben, Filme mit Lebensmitteln und dass man danach ins Spiegelzelt essen gehen kann. Das Tolle am kulinarischen Kino ist, dass ganz viele verschiedene Filme gezeigt werden. Kunstfilme, Spielfilme aber auch Dokumentationen. Das heißt es werden nicht nur Filme gezeigt, in denen viel Essen vorkommt, sondern es werden auch Filme gezeigt, in denen es um Grundnahrungsmittel geht. Ich glaube im ersten Jahr sind sogar zwei von meinen kulinarischen Abenteuern gelaufen. Es ist ein weiter, weiter Bogen, der über die Kulinarik gespannt wird, in jeder Beziehung. Ob es jetzt über Bienen geht, über Honig oder über den Spielfilm, wo jemand orgiastisch frisst. Also es ist alles möglich. Ich gehe immer sehr, sehr gern hin und ich bin ganz wild auf die Filme.

Wie würden Sie Ihre Küche in einem Satz definieren?

Genussvoll, einfach, nachhaltig, schmackhaft, nachkochbar.

Glauben Sie, dass Ihre Küche Ihre Persönlichkeit wiederspiegelt?

Ja, ich glaube, dass jeder so kocht wie seine Persönlichkeit ist.

Inwiefern?

Großzügige, chaotische Menschen kochen großzügig und chaotisch. Ängstliche Menschen kochen anders. Manche Leute kochen wie Beamte, so wie Apotheker. Manche Leute können nur nach Rezept ganz genau nach Gramm kochen und schieben auch die Teller immer hin und her und nehmen sich sehr, sehr viel Zeit. Manche haben sehr viel Geduld für das Kochen, andere schmeißen irgendwas in die Pfanne, das darf nicht länger als zehn Minuten gehen. Ich glaube schon, dass Leute nach ihrer Persönlichkeit kochen und nur dann macht das auch Spaß. Und ich glaube, dass jede Art von Kochen seine Berechtigung hat.

Wie sind Sie zur italienischen Küche und zu diesem Abend gekommen?

Ich bin gefragt worden. Die italienische Küche hat mir meinen Glauben als Köchin zurückgegeben, als ich gemerkt habe, dass die anderen TV Köche anders kochen als ich. Und ich habe gedacht ich muss auch so kochen wie die, also  Origami falten und mit der Pinzette arbeiten, mit dem Skalpell, nochmal moussieren, nochmal passieren, nochmal erhitzen und abkühlen lassen und warten. Das ist nicht meine Küche. Ich nehme gerne drei Produkte, schmeiße sie in die Pfanne und dann duftet es unheimlich gut und dann will ich reinbeißen. Ich will erkennen, was ich esse. Ein Jahr bin ich durch Italien gereist, durch die verschiedenen Regionen und ich habe die verschiedenen regionalen italienischen Küchen kennengelernt, und habe gemerkt, dass die Italiener meine Liebe zur Einfachheit teilen. Hauptsache das Grundprodukt ist top. Das muss wirklich gut sein. Aber du musst nicht zehn verschiedene Sachen für eine Speise haben. Du kannst aus den simpelsten, billigsten, einfachsten Sachen die herrlichsten Speisen kreieren. Und das fasziniert mich so an der italienischen Küche. Die italienische Küche zusammen mit der chinesischen Küche, für mich sind das die Wurzeln der ganzen, weltweiten Kulinarik. Und die französische Küche ist nur eine Überhöhung der italienischen Küche. Die Medicis haben die französische Küche gemacht. Es waren Italiener, die das exportiert haben nach Frankreich. Und die Franzosen haben es dann verfeinert. Und das ist auch ok. Nur du musst wissen was du am liebsten isst. Und ich bin jemand, der isst sehr gerne sehr simpel und klar.

Was ist die doofste Frage, die Ihnen je gestellt wurde und gibt es eine Frage die Sie sich gewünscht hätten?

Die doofste Frage, die mir immer gestellt wird, lautet: Was ist Ihr Lieblingsgericht. Als könnte ein Mensch nur ein Lieblingsgericht als Koch haben. Ich habe hunderte, tausende von Lieblingsgerichten, und es kommt darauf an, ist es kalt, ist es heiß, ist es Abend, habe ich Liebeskummer, bin ich glücklich. Und die Fragen, die ich vielleicht bedauere, dass sie mir nicht gestellt worden sind… es ist vielleicht gut dass sie mir nicht gestellt worden sind oder sie werden mir eines Tages noch gestellt. Deswegen bin da ganz entspannt. 

Zum Beispiel?

Ich will gar nicht darüber nachdenken, dann würde ich Sie instrumentalisieren.

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